Zur Kategorie „FotografInnen, die mich inspirieren“ zählt auf jeden Fall auch Nichole Sobecki. Die US-Amerikanerin ist eine preisgekrönte Fotografin und Filmemacherin, die mit ihrer Arbeit schon mehrmals internationale Aufmerksamkeit erregt hat. Vor allem ihre Bilder aus Somalia und die Geschichten, die sie im Zusammenhang mit der dort seit Jahren andauernden Trockenheit und den Auswirkungen des Klimawandels vermittelt, haben mich sehr berührt und mir ganz neue Einblicke in dieses Thema vermittelt.
Somalia ist ein krisengebeuteltes Land. Terror, Konflikte, Flucht, Hunger, Trockenheit – das alles sind Themen, die wahrscheinlich die ganze Welt mit Somalia in Verbindung bringt. International diskutiert wurden sie vor allem auch im Zusammenhang mit instabilen politischen Systemen und Kriegen, die dieses Land und dessen Gesellschaft von innen heraus zerstören. Nichole Sobeckis Arbeit zeigt, dass besonders ein Faktor, der völlig außerhalb des Einflusses dieses Landes steht, einen gravierenden Beitrag zur aktuellen Situation Somalias leistet.
Somalia ist einer jener Teile der Welt, die vom Klimawandel besonders stark betroffen sind. In nur einer Generation sind Teile des Landes zur Wüste geworden und den Gemeinschaften, die dort seit Generationen leben, wurde ihre Lebensgrundlage genommen. Natürlich haben auch die Politik des Landes und Konflikte ihren Teil dazu beigetragen. So hatte der Erhalt der Umwelt vor dem Sturz der Regierung im Jahre 1991 höchste Priorität. In den unruhigen und konfliktreichen Zeiten danach haben jedoch Klimawandel, Holzkohleverbrennung und die Zerstörung des Waldes sowie die Plünderung der Gewässer Somalias durch Überfischung enorme Umweltzerstörungen verursacht.
2016 reiste Sobecki durch ein von der Dürre betroffenes Gebiet im Westen Somalias und traf dabei auf eine Gruppe von Frauen, die im einzigen Gewässer, das sie finden konnten, einer Pfütze am Straßenrand, ihre Wäsche wuschen. Sie kam mit der Gruppe ins Gespräch und die Frauen erzählten ihr von Brunnen, die vertrockneten, von Tieren, die starben, und von all den neuen Herausforderungen, die diese Jahrzehnte andauernde Dürre für die Menschen bedeutet. In dem Moment, wo sie sich von der Gruppe verabschiedete und sich die Frauen wieder auf den Weg machten, entstand das Bild, das mich auf Nichole Sobeckie und ihre Arbeit aufmerksam gemacht hat. Für mich ist es ein unglaublich schönes, harmonisches und intimes Bild, das mich – nachdem ich weiß, was die Geschichte dahinter ist – zu Tränen rührt. Die Frau auf dem Bild macht sich auf den Weg nach Hause. Die Farbe ihres Schals verschmilzt fast mit dem Kakteenfeld und der Wüste, durch die sie ihr Heimweg führt. Land und Mensch als Einheit und gegenseitig aufeinander angewiesen. Das zeigt für mich wieder einmal, wie wichtig es ist, dass die Menschheit wieder lernt, auf diesen Planeten aufzupassen.
Auf ihrer Website schreibt Nichole Sobecki, dass es ihr Ziel ist, Fotografien und Filme zu schaffen, die Rücksicht auf das Leben der Portraitierten nehmen, deren Freuden, Herausforderungen und letztlich ihre Menschlichkeit zeigen.
Mehr über Nichole Sobecki findet ihr auf ihrer Website und auf ihrem Instagram-Profil.
Bilder, die verdeutlichen, wie sehr sich Somalia durch den Einfluss des Klimawandels verändert hat, findet ihr in diesem Bericht.
https://foreignpolicy.com/2017/05/31/the-watson-files-somalia-climate-change-conflict-war/