Erst jetzt, wo ich mit dem Sigma 24/1.4 Art fotografiere, beginne ich so langsam zu verstehen, wieso in einschlägigen Foren die Reportage- und die Normalbrennweite so oft miteinander vergleichen werden. Man würde meinen, dass der Brennweitenunterschied von wenigen Millimetern kaum etwas ausmachen würde. Jedoch fühlt sich das Fotografieren mit den beiden Brennweiten sehr unterschiedlich an, und zwar obwohl mit beiden die gleichen Fotos gemacht werden können.
Mit der Reportagebrennweite muss man deutlich näher an das Motiv herangehen, was ungewohnt, manchmal aber auch äußerst lästig sein kann. Den Fotografen, die die Reportagebrennweite bevorzugen, geht es bestimmt genauso, nur das diese immer wieder einige Schritte zurück machen müssen, wenn sie mit einer Normalbrennweite fotografieren.
Ich frage mich, ob man sich umgewöhnen kann, oder ob dieses Gefühl, dass eine der beiden Brennweiten einfach „passt“, von Dauer ist?
Weitere Fotos, die ich mit dem 24/1.4 Art gemacht habe, findet ihr auf Flickr und Pinterest.
Ehrlich gesagt habe ich noch nie von einer Reportage-Brennweite gehört. Ich bin aber auch kaum in Foren unterwegs. Wenn ich es auf’s Kleinbild-Format (24×36) übersetze, vergleichen Sie hier also 35 mit 50 mm Brennweite. Meines Wissens wird in der Reportage-Fotografie auch sehr gerne zu den beliebten 24 mm (Kleinbild/Vollformat) oder noch kürzeren Brennweiten gegriffen, wenn man das Umfeld einbeziehen oder nah dran bzw. mitten im Geschehen sein will/muss. Andererseits gibt es Fotografen, die als „Normalbrennweite“ eher die 85 mm bevorzugen, weil ihnen schon der leichte Weitwinkeleffekt beim 50er nicht gefällt.
Hallo Alexander,
früher, in den 50er bis 80er Jahren (später gab es Zooms), waren 35mm FBWs unter Fotojournalisten sehr beliebt, weil die Objektive relativ klein und vielseitig einsetzbar waren. Daher auch die Bezeichnung „Reportagebrennweite“. Mit einem lichtstarken 35er kann man sowohl freigestellte Halbkörperporträts als auch Personengruppen oder Landschaften aufnehmen. Ein 50er ist für Landschaften oft zu lang.
Lichtstarke 24er gibt es erst seit ungefähr 25-30 Jahren. Früher konnte ein 24/2 oder gar 24/1.4 nur mit großem technischen Aufwand hergestellt werden, was die Objektive rar und teuer machte. Deswegen und aus anderen Gründen haben sie die 35er durchgesetzt. Diese waren klein, im Durchschnitt lichtstärker (was besonders in der analogen Fotografie wichtig war), relativ günstig und aufgrund der Brennweite vielseitiger einsetzbar.
Natürlich werden die Brennweiten bevorzugt eingesetzt, mit denen man am besten zurecht kommt. Was jedoch eine „Normalbrennweite“ ist, ist nicht vom Geschmack des Fotografen abhängig. Nach der Definition ist die Normalbrennweite jene Brennweite, die der Diagonale des Aufnahmeformats entspricht. Bei Kleinbild ist das also ein 43er Objektiv. Da es aber früher technisch einfacher war ein 50er umzusetzen, hat sich diese Brennweite als die „Normalbrennweite“ sozusagen eingebürgert.